Die Insel Ufa

Im Meer des schwarzen Goldes

Ufa, eine langgezogene Stadt am Fusse des Urals im Herzen Baschkiriens. Sie ist zugleich die Hauptstadt der Republik Baschkortostan, wie der offizielle Name für diese Region lautet. Ein Gebiet mit Erdölfeldern, reich gesegnet mit dem Schatz des Schwarzen Goldes. Täglich werden hier die ergiebigen Quellen angezapft und in Tausenden von Litern zur Raffinerie gepumpt, die unweit von der Stadt gelegen ist. Ufa ist die Stadt, die aus diesem wertvollen Reichtum profitiert. Der überdurchschnittliche Wohlstand, der hierdurch geschaffen wurde, ist bei jeder Gelegenheit spürbar. Noch 100 km vor der Stadt konnte ich einen Tee oder Kaffee in einem Restaurant für ca. 12 Rp. erstehen, hier ist es über das Doppelte, ein Nachtessen hat mich in ganz Russland noch nie mehr als SFr. 15.- gekostet, hier zahlt man SFr. 40.-.

Noch sind sie nicht versiegt - Die Quellen des schwarzen Goldes Ufa - eine langgezogene und wohlhabende Stadt


Die Reise in den letzten Tagen war wetterbedingt etwas anstrengender als gewohnt, die Temperaturen nachts meist um den Gefrierpunkt, und tagsüber zahlreiche Regenschauer. Wenn die Regentropfen in der Nacht anfangs lautstark auf das Zeltdach niederprasseln, und in den frühen Morgenstunden allmählich verstummen, dann bedeutet dies nichts anders als eine Überraschung in weiss, nämlich Schnee! Wer von den vorangegangen Bildern zu wenig überzeugt ist, dass es manchmal durchaus mühsamer sein kann, als eine gemütliche Sonntagsausfahrt, darf sich hier einmal ein anderes Bild machen. In den wenigen Stunden des Kampfes muss ich mir jeweils die eigenen Beweggründe in Erinnerung rufen, weshalb ich eigentlich losgezogen bin und hier unterwegs bin. Doch oft kommen mir dann auch Aussagen in den Sinn, die ich von zahlreichen Bekannten in der Zwischenzeit erhalten habe. So zum Beispiel jene, dass ich so frei nicht immer sein werde im Leben, und Recht hat er, einer der es wissen muss. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal allen recht herzlich danken, die mich auf dieser Reise bisher in irgendeiner Form unterstützt haben, sei es per Mail, SMS oder auch im Gästebuch. Nach wohl über tausend Stunden Alleingang sind auch nur ein paar Zeilen aus den weit entfernten heimatlichen Gefilden eine wahre Wohltat.

An der Arbeit - Mit eigenen Methoden   Nach der Arbeit - Zeit für die Wäsche


Übrigens das mit der Sprache ist so eine Sache. Ich dachte immer, die russische Sprache ziehe sich von West nach Ost mehr oder weniger unverändert durch. Dem ist aber nicht so, denn momentan befinde ich mich bereits in einem Gebiet, wo der Dialekt eine solche Andersartigkeit angenommen und sich durchgesetzt hat, dass sogar Strassenschilder, Ladentafeln und andere Beschriftungen in beiden Übersetzungen angefertigt wurden. Die meisten Leute hier sind baschkirischer und tatarischer Herkunft, deren Vokabular stammt von der Turksprache (altaische Sprache) im Gegensatz zum "herkömmlichen" Russisch, das zu den slawischen Sprachen gehört (indogermanische Sprache).

Durch Regen und Schnee - Sonntagsausflug ade   Eher schlecht als recht - Zuerst das Wetter, dann die Strassen


Das Volk ist bunter als gemischt. Wieder einmal regnete es in Strömen, die nächste Stadt unerreichbar weit und die örtliche Gastinizia (Hotel) wegen Defekt geschlossen, da hat mich ein Usbeke zu sich nach Hause eingeladen. 2 Wochen nach den Geschehnissen am 11. September 2001 flüchtete er und seine Familie hierhin, wo er sich als Ladenbesitzer in einer angesehener Verkaufsstätte eine neue Existenz aufgebaut hatte.

Heute stand Bummeln und Einkaufen auf dem Programm, doch die Sehenswürdigkeiten sind so weit verstreut, dass ich am Morgen an der Rezeption erst einmal ein paar Tipps einholen musste. Das war halb so spannend, doch plötzlich stand ich vor einem riesigen Gebäudekomplex und nahm an, es müsse ein Fliegermuseum sein. Kurz entschlossen ging ich hinein, wie viele junge Leute es auch taten, und schaute mich mal um. Es ging zu und her wie in einem Bienenhaus, die jungen Menschen sausten nur so umher. Ich guckte überall hinein, die Türen standen ja alle offen, viele sassen hinter ihren Computern und Experimentieraufbauten, Maschinen wurden gestartet, getestet, berechnet, es wurde gebüffelt und gelernt. Schnell schnallte ich, dass ich hier in einer Universität gelandet bin, der staatlichen technischen Luftfahrt-Universität von Ufa mit über 13'000 Studierenden, wie sich später herausstellte. Eigentlich wollte ich noch ein paar Bilder machen, doch wie ich so unangemeldet da war, liess ich es besser bleiben. Nach langem hin und her sass ich dann schliesslich im Direktionsbüro. Als nun der Rektor persönlich meine Internetseite angesehen hatte, wurde eine Übersetzerin sowie der Direktionsassistent herbeigerufen und ein weiterer Rundgang stand an. Doch diesmal war er geführt, etliche Türen blieben verschlossen und vieles musste leider ausgelassen werden, geheim wie es hiess. Da hatte ich doch schon selbst allein mehr gesehen.

Tatarenfest - Eines der letzten   Museum oder Universität - Hauptsache es gibt etwas zu sehen


Der Weg führt mich nun weiter nach Osten Richtung Ural und dabei werde ich in den folgenden Tagen Asien erreichen. Das nächste Ziel ist Tscheljabinsk, ein idealer Ort mit einem Einstiegbahnhof der Transsibirischen Eisenbahn.



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