Warschau

Kapitulation vor den Toren der polnischen Hauptstadt

Eigentlich hätte ich es ja nicht tun dürfen, und nicht tun sollen, und gewollt schon gar nicht, doch mir blieb nicht viel anderes übrig. Meine Route zur Umfahrung von Warschau endete abrupt, weil die Strasse total gesperrt zu einer Baustelle degradiert worden war. An ein Weiterkommen über diesen Weg war nicht zu denken. Ich hätte einen weiten Umweg machen müssen, aber dieser wäre wohl doch näher und besser gewesen. Stattdessen fuhr ich dann auf der Schnellstrasse - es ist ja Sonntag, da sind nur Dreiviertel der LKW's unterwegs - Richtung stadteinwärts. Am Anfang ging es noch ganz gut, aber dann wurde es immer schlimmer. Hässliche Bilder wurden mir da geboten. Ein Mensch lag am Strassenrand in einem Graben, zuerst wusste ich nicht recht war er tot oder schläft er nur, kurz darauf ein Auto, welches längere Zeit vor mir herfährt, und dann unter meinen Rädern die Strasse, für mich sowieso nur der Pannenstreifen, nicht mehr als eine sandige Holperpiste. Und schliesslich der Wind. Ich mag dieses Wort schon bald nicht mehr hören. Noch am Morgen wollte ich einmal wissen, wie es wäre, wenn ich den Wind im Rücken hätte. Kurz gewendet, und gewartet. Es ist unglaublich, einfach auf das Velo sitzen und es fährt, und das geradeaus, so ein Mist! Ich hätte es besser sein gelassen.

So beschloss ich, obwohl nur 20 km von der Stadt entfernt, dafür noch vor Sonnenuntergang, ein Hotel aufzusuchen, wo natürlich alles wieder beim Besten ist. Die Stadt werde ich dann morgen in aller Ruhe auf sicherem und bequemem Wege anvisieren und mir ein Plätzchen für eine nächste Pause suchen.

So sind sie eben, gewisse Grossstädte dieser Welt. Und auch das sind Erlebnisse, die zu einer solchen Reise gehören. Eigentlich ziehe ich ja das Land vor, da scheint noch vielerorts die Welt in Ordnung zu sein. Da wissen die Leute, wem was gehört, sie wissen auch, wo sie zu Hause sind, und die Zeit zählt hier nicht. In der Stadt hingegen, gehören viele Dinge allen, und doch niemandem richtig, da sind Menschen, die ein richtiges Zuhause suchen und hier spürt man auch den Puls der Zeit. Auf meiner Reise muss und will ich auch durch die Städte, weil sie einerseits Orte sind, wo ich mich "zivilisiert" etwas erholen kann, und andererseits bieten sie eben auch einen gewissen Kontrast zu dem, was ich eine ganze Woche hindurch sehe und auch sehr schätze: Das Leben auf dem Lande.



Zeitlos - Arbeit auf dem Lande Obstverkauf - die Lager werden geräumt
     
Schloss - Übernachtung in letzter Minute   Wind  - Auch unter heimatlicher Flagge aus der falschen Richtung



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