Das Land, es hat mich wieder

und der Wind dazu


Über Tausend Kilometer werden morgen seit meiner Abfahrt in Weinfelden hinter mir liegen. Seit Beginn meiner Reise weht ein konstanter Wind aus Nord-Ost, exakt von dort, wo ich hin will. Manchmal mehr, dann zwischen den Bergen und Wäldern etwas weniger. Ich habe vermutlich die falsche Fahrtrichtung erwischt, vielleicht sollte ich diese einmal ändern. Heute jedenfalls das Stärkste, was ich je erlebt habe. Bis mittags noch keine 30 km, ein Schnitt von unter 10 km/h, das glaubt mir ja niemand. Am Berg ist es dann, als hätte man noch sieben Anhänger dabei und abwärts suche ich vergebens die angezogenen Bremsen. Doch es könnte ja schlimmer sein, auf jeden Fall schien heute den ganzen Tag die Sonne bei wolkenlosem Himmel; nach meinem ersten gibt es bald auch noch einen zweiten Sonnenbrand. Wer denkt da schon an Sonnencreme.

Seit der Abfahrt in Prag musste ich einsehen, dass die Strasse nicht mir alleine gehört. In diesem Teil der Tschechei und in grossen Teilen Polens gibt es keine Autobahnen. Da teilen sich die Lastwägen, die Touristenbusse, die normalen PKW's die Motorräder und natürlich die Velos eine normale Autostrasse als Verbindung zwischen den Städten. Es ist ein Balanceakt höchsten Grades, eine Zentimeterarbeit, um vom Luftzug eines vorbeiziehenden LKW's nicht aus der Fahrspur gerissen zu werden. Bei einem Stau wegen eines schweren Verkehrsunfalles hatte ich kurz Gelegenheit mit einem ortskundigen LKW-Fahrer über meine weitere Route zu reden. Einer der schon viel in Russland unterwegs war und auch sonst ganz Europa belieferte. Er riet mir dringend ab, Warschau zu durchfahren, sondern grossräumig zu umfahren. Keine andere Stadt, auch keine russische, sei so schlimm wie Warschau.
Auf den weisen Rat eines Einheimischen sollst Du hören, und so wird es sein. Ebenso beschloss ich für meine Weiterreise, von nun an alle Schnellstrassen zu meiden und möglichst Landstrassen zu benutzen.

Neben Dörfern und Städten reihen sich nun auch die verschiedenen Länder aneinander. Bei jedem Grenzübertritt (heute war es dies die Grenze Tschechei - Polen), muss ich mich ans Geld, an die Sprache und an die speziellen Gepflogenheiten gewöhnen. Zu den Landeswährungen kommt natürlich der Euro und der Dollar hinzu. Mittlerweile habe ich den Überblick verloren, wie die einzelnen Kurse stehen, und wer wo was annimmt. Auf dem Land wollen sie Cash in Ihrer Währung, die Dollars muss ich bis Russland aufbewahren. Da passierte es schon einmal, dass ich für 50 Kronen (ca. SFr. 2.50.-) eine 50 Euro-Note hinlege. Erst als die Verkäuferin auf dem Lande das Geld nicht entgegennehmen will (weil sie es gar nicht kannte), bemerke ich den Irrtum. Bei der Sprache ist es es noch viel verrückter. Mit meinen dreieinhalb Sprachen exkl. die Zeichen und Morsesprache, die ich anzubieten habe, gab es bis anhin keine Probleme. Doch die Zeiten werden sich ändern, ich freue mich darauf.

Die Technik lief bis anhin, wie zu erwarten einwandfrei, solange die Berichte eintreffen, ist in diesem Bereich alles in bester Ordnung. Internet-Kaffees gibt es ausser in der Stadt nur an spärlichen Orten, und ich denke, mir wäre am Abend lieber, ein warmes Bett aufzusuchen, als einen halbfunktionierenden PC, dessen Tastatur ich noch entziffern muss.



 
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Kirchen - Die Ortstafel von weit her sichtbar   Wind - Freund oder Feind



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